Der traditionelle Werdegang sieht ein Studium mit 30 eher nicht vor. Nach dem Abitur folgt relativ schnell der Einstieg in das Bachelorstudium. Mit Mitte 20 sollte dann spätestens der Master angegangen werden. Mit 30 befindet man sich dann bereits mitten im Berufsalltag und hat bereits mehrere Jahre Berufserfahrung.
Jetzt folgen Konsolidierung und Aufstieg im Job. Dann kommen Kinder, Haus und Karriere. So oder so ähnlich sieht die ideale Laufbahn eines Akademikers aus. Doch immer mehr Menschen entscheiden sich für ein Studium mit 30. Woran liegt das?
Mögliche Gründe für ein spätest Studium sind zum Beispiel in dem Wunsch nach beruflichen und sozialem Aufstieg zu sehen. Wer sich nach der Schule für eine Ausbildung entschieden hat, der kommt mit Ende 20 unter Umständen an einen Punkt, an dem der Job keinen Spass mehr macht, es keine Aufstiegsmöglichkeiten mehr gibt und auch die finanziellen Chancen bereits ausgereizt sind. An diesem Punkt gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder man wagt den Weg in die Selbständigkeit, versucht über eine Umschulung den Branchenwechsel oder entscheidet sich für ein Studium.
Master oder Bachelor mit 30?
Der Master mit 30 ist keine Seltenheit mehr. Mit Einführung der neuen Studienabschlüsse sollten die Studierenden schneller in den Job gebracht werden. Das ist definititv gelungen. Wer seinen Bachelor mit 23 / 24 in der Tasche hat, der entscheidet sich nicht selten für den Berufseinstieg. So kann man endlich eigenes Geld verdienen. Den Master kann man auch später nachholen – vielleicht sogar nebenberuflich.
Für die Unternehmen ist das ein interessantes Modell. Sie bekommen Studienabgänger, die sie in punkto Entlohnung klein halten können. Der Verweis auf den fehlenden Masterabschluss kann bei den Gehaltsverhandlungen Wunder wirken. Wer sich dann mit 30 für ein Masterstudium entscheidet, der tut dies oft mit dem Wunsch, bessere Aufstiegschancen und Gehaltsaussichten zu generieren.
Der Bachelor mit 30 ist schon ein anderes Kaliber. Hier fängt man wieder bei 0 an. Denkbar ist dieser Schritt, wenn man bereits ein erstes Studium absolviert hat und nur merkt, dass es einfach nicht das richtige ist. Der Bachelor kann aber auch die erste Berührung mit einer akademischen Laufbahn darstellen. In dem Fall spricht man auch von Bildungsaufsteigern. Nach einer beruflichen Ausbildung und nachgeholtem Abitur folgt mit dem Bachelorstudium jetzt der nächste Schritt.
Denkbar ist das Bachelorstudium mit 30 auch nach einer erfolgreich absolvierten Aufstiegsfortbildung. Wer nach der Ausbildung einen Meister (oder alternativ einen Techniker bzw. Fachwirt) abgeschlossen hat, der kann im nächsten Schritt in den Bachelor einsteigen. Diese Laufbahn würde ein Studium mit 30 oder sogar mit 40 vorsehen.
Was ist finanziell zu beachten?
Wenn die Voraussetzungen stimmen kann ein Vollzeitstudium mit 30 über elternunabhängiges Bafög finanziert werden. Der Höchstsatz liegt bei ca. 670 Euro. Nebenjobs und eigenes Vermögen können den Betrag schmälern. Wer vor dem Studium in einem festen Job gearbeitet hat, der wird sich finanziell umstellen müssen. Für einige Jahre bedeutet das, den Gürtel enger zu schnallen, nicht mehr jedes Wochenende in die Gaststätte und auch auf Urlaub verzichten zu müssen.
Auch die studentischen Krankenkassentarife kann man in dem Alter nicht mehr nutzen. Der ermäßigte Satz der Krankenkassen liegt bei ca. 70 Euro im Monat. Wer diesen nicht bekommt muss eher um die 150 Euro monatlich an die gesetzliche Krankenkasse zahlen. Für einen Studenten sind das schon deutliche finanzielle Einschnitte.
Schneller studieren dank Erfahrung?
Wer mit 30 studiert, der kann bereits auf mehrere Jahre berufliche oder akademische Erfahrung zurückschauen. Das ist eine ganz andere Qualität, als direkt nach dem Abitur die ersten zögerlichen Schritte in der Hochschule zu gehen. Sehr wahrscheinlich kann man sich mit 30 bereits sehr gut selber organisieren. Das wird sich im Verlauf des Studiums positiv bemerkbar machen.
Die Erfahrungen auf früheren Studienphasen, der Ausbildung oder dem Job können in Seminaren und Lerngruppen eingebracht werden. Bestenfalls kann das Studium mit 30 so effektiv und schnell absolviert werden.
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