Mit Einführung der Masterabschlüsse wurde das Hochschulsystem in Deutschland vereinheitlicht. Man kann sowohl an einer Universität als auch an einer Fachhochschule einen Master erwerben. Der große Unterschied zum Diplom. Sowohl der Master FH als auch der Master Uni berechtigen zur Promotion. Während man nach einem erfolgreich abgeschlossenen Diplom an einer Fachhochschule immer den Zusatz (FH) nach dem Titel tragen musste (z.B. Diplom-Ingenieur (FH)), fällt beim FH Master ein solcher Zusatz weg. Auf den ersten Blick kann ein Außenstehender also nicht erkennen, ob es sich um einen Universitätsabschluss oder einen Fachhochschulabschluss handelt.
Der Uni Master
– Studiengänge theoretischer angelegt
– oft mit dem Ziel einer späteren Anstellung in Wissenschaft / Forschung
– Wissensvermittlung z.B. durch Vorlesungen, Seminare, Literaturstudium
– je nach Uni recht große Seminargruppen
– „Exoten“ möglich (z.B. Geisteswissenschaften, seltene Sprachen usw.)
– hohes Maß an Freiheit in der Zusammenstellung der Fächer und Seminare
– nicht unbedingt Anwesenheitspflicht in den Vorlesungen
Das Thema einer sehr theoretischen Ausbildung ist natürlich nicht auf jeden Studiengang an jeder Universität anzuwenden. Gerade durch die neuen Studienabschlüsse wurden Universitäten gezwungen, die Lehrpläne etwas mehr in praktische Richtung zu wenden. Nur wo ist das auch wirklich relevant. Ein bis zwei Vorlesungen pro Semester mit Leuten aus der Praxis genügen nicht. Oft lernen die Studenten im Master, wie sie wissenschaftliche Forschungsmethoden anwenden und wissenschaftliche Arbeiten schreiben. Das wird in der Berufspraxis selten benötigt. In vielen Fächern muss der Student, der sich für den Uni Master entscheidet, selber die nötige Aktivität aufbringen, praxisrelevante Erfahrungen zu bekommen. Hilfreich sind hier sicherlich Praktika oder relevante Nebenjobs (und damit ist nicht Kellnern gemeint).
Ein Nachteil des Masters an der Universität ist also die fehlende Verknüpfung mit der realen Welt, der wirtschaftlichen Praxis, wo die Studenten dann am Ende doch landen werden. Da im Uni Studium selten die Brücke zur Praxis geschlagen wird, ist es für die Studierenden sehr schwierig, ein klares Kompetenzprofil herauszuarbeiten, mit dem sie dann auf dem Arbeitsmarkt interessant sind. Wer nur Vorlesungen zur Geisteswissenschaft oder volkswirtschaftliche Seminare kennt, der weiß nicht, was die Firmen wirklich für Fähigkeiten benötigen. Wer nicht durch Zufall, das passende Praktikum erwischt und dann mit der nötigen Eigeninitiative persönliche Kompetenzen aufbaut (die nicht universitär vermittelt werden), der hat nach dem Abschluss Probleme, in einem Unternehmen unterzukommen. Ein Blick in beliebige Fachabteilungen großer Unternehmen wird diesen Eindruck untermalen. Hier trifft man auf bedeutend mehr Mitarbeiter, die über ein FH- oder BA-Studium (evtl. auch Dual) oder eine klassische Ausbildung in die entsprechende Position gelangt sind.
Wie sieht es mit Berufsaussichten und Gehalt beim Uni Master aus?
– fehlender praktischer Bezug führt zu späterem Einstieg in festen Job
– erstmal Praxiserfahrung über Praktika und Trainee
– niedrigeres Einstiegsgehalt als FH Master (da erstmal weniger praktische Kompetenz)
– langfristig höheres Gehalt möglich
– gute Aufstiegschancen aufgrund breiterer Bildung (obwohl das im Einzelfall zu betrachten ist)
Der FH Master
– praxisorientierteres Studium
– verschultes Studium
– Anwesenheitspflicht in vielen Veranstaltungen
– Wissensvermittlung vermehrt über Seminare
– weniger Freiheit bei Zusammenstellung der Fächer
– kleinere Gruppen + häufig bessere individuelle Förderung
– Lehrpersonal häufig aus der Praxis
Auch hier können sich diese allgemeinen Punkte je nach Studienfach und Hochschule stark unterscheiden. Man geht bei einem Fachhochschul-Master aber generell von einem stärkeren Praxisbezug aus. In Ingenieurswissenschaftlichen Studiengängen bedeutet das zum Beispiel, dass Werkstoffe direkt bearbeitet werden, in naturwissenschaftlichen Studiengängen würde man die Studierenden häufiger im Labor antreffen und die Wirtschaftler arbeiten mit konkreten Fallbeispielen aus der Praxis. Das bedeutet nicht, dass keine Theorie gepaukt werden muss. Doch das Literaturstudium und die daraus folgenden wissenschaftlichen Ausarbeitungen nehmen nicht den gleichen Raum ein wie beim Uni Master.
Der Vorteil liegt also klar in den praktischen Anknüpfungspunkten, die Studierenden schnell vermitteln, was im beruflichen Alltag gebraucht und verlangt wird. So kann man sich einfacher für das passende Praktikum entscheiden und ein Skillprofil ausarbeiten. Es wird dem Studenten nicht komplett selber überlassen, sich über einen späteren Beruf Gedanken zu machen. Viele Studiengänge sind so angelegt, dass sie schon auf ein klares Berufsbild hinarbeiten. Das ist zum Beispiel im Studiengang Soziale Arbeit, aber auch im Wirtschaftsingenieurwesen usw. der Fall. Auch Elektrotechniker lernen im Masterstudium schon sehr schnell, wohin der Weg sie führen wird.
Berufliche Aussichten und Gehalt mit einem FH Master
– bessere Chancen, schnell in einem festen Job zu landen
– höheres Einstiegsgehalt (aufgrund bereits vorhandener praktischer Kompetenzen)
– gute Aufstiegschancen bis in die mittlere Führungsebene
– später könnten Uni Absolventen höhere Gehaltsforderungen genehmigt bekommen
– aufgrund von Spezialistentum könnte eine berufliche Umorientierung schwer fallen
Praxisbeispiel Master Uni vs. Master FH am Studiengang Sozialpädagogik (Soziale Arbeit)
Das Studium der Sozialpädagogik kann in Deutschland als Master sowohl an Universitäten als auch an Fachhochschulen studiert werden. Vielleicht wird der Unterschied zwischen einem Uni Master und einem FH Master deutlich, wenn man sich zwei beliebige Master in diesem Fach je an einer Uni und an einer FH herauspickt und sich die Lehrpläne mal genauer anschaut.
Im Vergleich stehen:
1) „Master Soziale Arbeit – Interdisziplinäre Forschung in Theorie und Praxis“ an der Uni Kassel
2) „Master of Arts Soziale Arbeit“ an der Hochschule Esslingen (FH)
Überblick über die Module:
Uni: Soziale Arbeit, gesellschaftlicher Wandel und soziale Probleme / Lebenslage – Lebenslauf – Biografie / Empirische Verfahren und ihre Grundlagen
FH: Datenanalysemethoden in der empirischen Sozialforschung / Planung, Entwicklung und Standards Sozialer Arbeit / Planung sozialer Dienstleistungen
Hierbei handelt es sich um jeweils 3 exemplarische Module. An der Uni stehen von Anfang an theoretische Betrachtungen im Mittelpunkt. Der Begriff der Sozialen Arbeit wird aus theoretischer Perspektive beleutet und anhand des gesellschaftlichen Wandels expliziert. Im dritten Modul werden Forschungsmethoden vorgestellt. Auch hier sind die theoretischen Grundlagen ein thematischer Schwerpunkt. Der FH Studiengang kommt mit konkreten Datenanalysemethoden, die bestenfalls an praktischen Fallbeispielen ausprobiert werden können. Dieses Wissen kann nahezu 1zu1 in der praktischen Arbeit oder Forschung angewendet werden. Auch die Module, die sich konkret mit Planung und Entwicklung von Standards und Dienstleistungen beschäftigen haben klar den Anspruch auf Anwendbarkeit in der Praxis. In diesem einem Beispiel muss man wohl eingestehen, dass der FH Master besser in Richtung einer späteren beruflichen Perspektive ausbildet.