Es klingt zunächst zu schön um wahr zu sein – weiter im alten Job arbeiten, Geld verdienen und doch nebenbei weiterqualifizieren. Das nebenberufliche Fernstudium macht es möglich. Wer die 1-2 Jahre durchsteht, auf den warten super Jobaussuichten mit verbessertem Gehalt und mehr Verantwortung. Leider vergessen viele Leute, die sich für ein Fernstudium entscheiden, dass es mit hohen Belastungen einhergeht.
So verwundert es nicht, dass ein Hauptgrund für den Abbruch eines nebenberuflichen Fernstudiums dann auch die zeitliche Belastung ist. 40 Stunden in der Woche arbeiten und am Wochenende und Abends hinsetzen und lernen, Präsenzseminare besuchen oder Prüfungen schreiben – das macht nicht jeder auf Dauer mit. Ein Fernstudium erfordert Disziplin und Durchhaltevermögen. Vor allem muss man sich aber über seine eigenen Ziele und Wünsche im Klaren sein. Wer nicht hundertprozentig von der Notwendigkeit eines Fernstudiums überzeugt ist, der sollte vielleicht die Finger davon lassen.
Hauptgründe für Abbruch eines nebenberuflichen Fernstudiums:
- Zeitliche Belastung
- Thematische Verfehlung
- Fehlende Motivation
- Private Gründe
- Unzufriedenheit mit Studienmodell
- Fehlende Betreuung durch Hochschule
Zeitliche Belastung
Zeitliche Belastung wird häufig als Hauptgrund für einen Abbruch des Fernstudiums genannt. Vor allem wird der nötige Aufwand vor Aufnahme des Studiums unterschätzt. Viele Anbieter von Fernhochschulen schreiben in die Studiengangsbeschreibung, dass 10-15 Stunden pro Woche notwendig sind. Je nach Lerntyp kann das natürlich deutlich weniger aber auch deutlich mehr sein. Schaut man sich einen exemplarischen Wochenablauf im Fulltime Job an, dann müsste man jeden Abend noch zwei Stunden an Lernarbeit plus 5 Stunden am Wochenende aufbringen, um einigermaßen hinzukommen. In Prüfungsphasen ist der zeitliche Aufwand entsprechend höher. Hier kann es schon mal nötig sein, den Jahresurlaub für Vorbereitung und Ablegen der Prüfungen aufzubrauchen. Der Stressfaktor ist enorm.
Thematische Verfehlung
Wer sich vor dem Studium nicht genau über die Inhalte informiert, der kann schon nach den ersten Lehrbriefen merken, dass das Thema gar nicht so interessant ist, wie zuerst gedacht. Die Titel der Fernstudiengänge klingen oft vielversprechend, die Inhalte sind dann doch eher banal. Ein Studium der Wirtschaftspsychologie lässt so manchen Interessenten wahre Wunder erwarten. Am Ende quält man sich dann durch Statistik und Mathematik. Das hätte man in einem Psychologie Fernstudium wohl am wenigsten erwartet. Ein Grund für die thematische Verfehlung kann auch sein, dass man selber schon länger nicht mehr studiert hat und einfach mit falschen Erwartungen an die Sache geht. Der berufliche Alltag, den man seit Jahren erlebt, sorgt dafür, dass man ähnliche Inhalte dann auch im Fernstudium erwartet. Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis wird also unterschätzt.
Fehlende Motivation
Was sind eigentlich die Gründe für die Aufnahme eines Fernstudiums. Will man sich im Beruf verbessern, eine Gehaltserhöhung bekommen, einen besseren Job, mehr Verantwortung? Oder geht es nur um ein Interessenstudium, oder sogar um externe Zwänge durch Familie, Freundin usw. In Sachen Motivation ist zu bedenken, dass intrinsische Faktoren (also Motivation aus sich selber heraus) immer besser und dauerhaft erfolgreicher funktioniert. Wer sich wirklich weiterbilden will und im Innersten über die potentiellen Verbesserungen im Klaren ist, der wird auch keine Probleme mit der Motivation im Fernstudium bekommen. Wer nur studiert, um es anderen Leuten recht zu machen, der läuft schon eher Gefahr, auf der Ziellinie zu scheitern.
Private Gründe
Der oder die neue Partner(in) können das eigene Zeitmanagement schonmal ordentlich durcheinanderwirbeln. Plötzlich bleibt viel weniger Zeit für Lesen und Lernen, als zuvor. Auch Veränderungen im Familienumkreis können zu Ablenkungen im Studium führen. Wenn die Eltern plötzlich pflegebedürftig werden oder Nachwuchs ansteht kann kaum mit der gleichen Intensität wie zuvor weiterstudiert werden. Hier lohnt es sich unter Umständen ein Semester auszusetzen, wenn dies unkompliziert möglich ist.
Unzufriedenheit mit Studienmodell
Das Modell Fernstudium ist kaum mit einem Präsenzstudium zu vergleichen. Wer seinen ersten Abschluss an einer herkömmlichen Uni oder Fh gemacht hat und sich nun per Fernstudium weiterbildet, der wird klare Unterschiede feststellen. Kontakte mit Mitstudierenden und Lehrpersonal sind auf ein Minimum reduziert. Anstelle von Vorlesungen muss das Wissen in kompletter Eigenregie aus Lehrbriefen und Skripten erarbeitet werden. Das kann schon mal dazu führen, dass man mit dem Konzept unzufrieden ist und einfach die Lust am Studieren verliert.
Fehlende Betreuung durch Hochschule
Das Problem ist nicht nur spezifisch für das Fernstudium. Auch an klassischen Volluniversitäten und großen Fachhochschulen kann die Betreuung durch das Lehrpersonal aufgrund der großen Zahl an Studierenden einfach nicht auf hohem Niveau erfolgen. Wer im Fernstudium also oft mit einem persönlichen Ansprechpartner kommunizieren muss, der sollte sich für eine private Hochschule entscheiden oder doch auf ein alternatives Studienkonzept zurückgreifen.
Fernstudium erfolgreich planen und durchziehen
Ein erfolgreiches Fernstudium steht und fällt mit der richtigen Vorbereitung. Es ist immer besser, konkret durchzuplanen, ob man wirklich die nötige Zeit und Motivation aufbringen kann, als blindlings ins Verderben zu laufen. Was kann man also tun, um schon vorab sicherzustellen, dass das Fernstudium kein Reinfall wird?
Hab ich genügend freie Zeit?
Vor Aufnahme des Fernstudiums sollte man sich selber klar werden, ob man auch wirklich die freien zeitlichen Kapazitäten hat, die für ein erfolgreiches Fernstudium nötig sind. Wie oben schon beschrieben werden meist 10 bis 15 Stunden pro Woche postuliert. Hier bietet es sich an, Pufferzeit einzuplanen. Hat man also wirklich 20 Stunden pro Woche Zeit für ein Studium? Ganz wichtig ist das Gespräch mit Partner und Familie. Die Leute, mit denen man am meisten Zeit verbringt können den besten Rat geben, ob ein weiterer Zeitfresser sinnvoll in den täglichen Ablauf integriert werden kann. Nur wenn die wichtigen Leute im Leben auch bei diesem Vorhaben hinter einem stehen kann es auch ein Erfolg werden.
Kann ich auf Probe studieren?
Wenn die Hochschule die Möglichkeit, eines Probeseminars gibt, dann sollte das auch genutzt werden. Besser kann man die eigenen Ressourcen für das Fernstudium nicht abschätzen, als wenn man zeitlich begrenzt unter realen Voraussetzungen studiert. Auch Brückenkurse werden von manchen Hochschulen angeboten, um überhaupt für das Fernstudium zugelassen zu werden (zum Beispiel Mathe, BWL, Sprachen). Diese Möglichkeit eignet sich perfekt, um sich auf das Fernstudium vorzubereiten und zu prüfen, ob es auch das Richtige für einen ist.
Planung ist die halbe Miete
Ist es dann doch so weit und das Fernstudium beginnt, dann sollte es genauso sinnvoll durchgeplant sein, wie die Arbeitsabläufe, mit denen man im Berufsalltag zu tun hat. Pro Tag und Woche sollten feste Zeiten für das Studium eingeplant werden. Idealerweise setzt man sich selber Zwischenziele und kontrolliert den Lernfortschritt. Auch ein fester Arbeitsplatz für die Lernaktivitäten kann sich positiv auf den endgültigen Erfolg auswirken.