Wer sich nach Alternativen zu einer akademischen Ausbildung umsehen möchte, der tut dies zum Beispiel aufgrund aktueller Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. Der vielbesprochene Fachkräftemangel betrifft kaum Berufe, für die eine akademische Ausbildung erforderlich ist. Meist handelt es sich um Beschäftigungen im Handwerk, der Pflege oder auch im Erziehungsbereich. Letzterer ist ein klassischer Fall für den Fachkräftemangel. Erzieherinnen und Erzieher werden verstärkt gesucht. Ein Studium ist für den Job aber nicht erforderlich. Vielmehr hat man es derzeit mit dem Phänomen zu tun, dass viele studierte Erziehungswissenschaftler nach dem Studium als Erzieher arbeiten. Streng genommen sind sie mit dem Studium für den Job überqualifiziert. Aber die Lage auf dem Arbeitsmarkt lässt ihnen keine andere Wahl.
Die nicht-akademische Ausbildung zur Erzieherin ist vom jeweiligen Bundesland geregelt und findet zum Beispiel an Fachschulen oder Berufskollegs statt. Je nachdem ob es sich um eine Erstausbildung oder eine Weiterbildung handelt kann sie zwischen 2 und 4,5 Jahren dauern. Die vermittelten Inhalte haben dabei einen deutlich relevanteren Bezug zur Praxis als etwa im Erziehungswissenschaft Studium. Gelernt werden konkrete Handlungsmethoden für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Pädagogische Theorien spielen für die Ausbildung eine Rolle, werden aber nur grundlegend diskutiert. Praktische Übungen und Fallstudien sind da deutlich wichtiger.
Die Jobaussichten für Erzieher sind derzeit hervorragend. Man werfe nur einmal einen Blick auf die aktuellen Jobangebote (z.B. Stellenanzeigen für Erzieherin in München). Es werden zahlreiche Erzieher gesucht. Das liegt nicht zuletzt an dem eingeführten Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz. Hier müssen vor allem Institutionen in Westdeutschland nachrüsten und neues Personal einstellen. Eine Veränderung dieses Trends ist auch in den kommenden Jahren nicht absehbar.
Im Osten Deutschlands sieht die Lage derzeit etwas besser aus. Aber der Schein trügt. Hier stehen genügend Kitaplätze zur Verfügung, weil das Verhältnis von Erziehern zu Kindern ein anderes ist. Nicht selten werden hier Gruppen von 12 und mehr Kindern von einer Person betreut. Das entspricht nicht dem optimalen Betreuungsschlüssel in Kindertagesstätten. Dieser liegt je nach Alter eher bei 1 Erzieher zu 6 Kindern. Es ist also auch absehbar, dass Kitas in den neuen Bundesländern Personal einstellen müssen, um eine bessere Betreuungsqualität zu gewährleisten.
Das zahlt sich nicht nur für die Kinder aus, sondern hilft auch den Erzieherinnen über die Jahre gut mit dem Job klarzukommen. Das Potenzial für Burnouts und Depressionen ist in diesem Berufsfeld nicht zu unterschätzen. Wenn die Arbeit aber in einem vernünftigen Rahmen bleibt kann der Job als Erzieherin sehr befriedigend sein und regelrecht glücklich machen. Was gibt es schon schöneres, als mit Kindern zu arbeiten.