Es ist keine Seltenheit – nach Jahren der Arbeit in ein und derselben Position kommen Zweifel auf, ob das auf Dauer so weiter gehen kann. Es fällt schwer, sich noch für die Arbeit zu motivieren. Der Arbeitsweg wird jeden Morgen zur reinsten Qual. Im Job selber kann man sich kaum noch auf das wesentliche konzentrieren. Die Stimmung ist schlecht und die Kollegen nerven. Spätestens jetzt könnte der Gedanke an eine berufliche Neuorientierung aufkommen. Genau das ist für viele Menschen auch der Grund, warum sie sich für ein weiterbildendes Studium in Form eines Masters oder Fernstudiums entscheiden. Der Wunsch nach mehr Verantwortung, nach mehr Geld oder einfach nach Abwechslung steht oft im Vordergrund.
In den verschiedenen Lebensphasen sind die Hürden, ein neues Studium aufzunehmen, sehr verschieden. Mit Mitte zwanzig ist es in aller Regel leichter als mit 50. Die Gründe dafür können unterschiedlicher Natur sein. Zum einen will man den Lebensunterhalt absichern. Während in jungen Jahren die finanziellen Verpflichtungen (Familie, Haus…) noch überschaubar sind, sieht das später schon ganz anders aus. Die Aufnahme eines Fernstudiums kann deutliche zusätzliche Kosten verursachen. Wer sich aufgrund des Fernstudiums dafür entscheidet, im Job kürzer zu treten, der nimmt damit auch eine Verringerung des Einkommens in Kauf.
Typische Gründe für eine berufliche Neuorientierung
fehlende Selbstverwirklichung Viele Menschen wollen sich in ihrem täglichen Job selbst verwirklichen. So sucht man nach einem tieferen Sinn, in dem was man den ganzen Tag tut. Wenn dieser Sinn nur schwer zu finden ist, dann kann es echte Motivationsprobleme geben. Über die Jahre staut sich so Frust an. Das drückt auf die Moral und auch auf die Qualität der Arbeit. Im schlimmsten Fall können auch gesundheitliche Probleme die Folge sein. Eine mögliche Lösung ist es sicherlich, den Sinn im Leben nicht im Arbeitsleben zu suchen, sondern sich Alternativen zu schaffen. Therapeuten raten hier oft dazu, sich ein sinnstiftendes Hobby zuzulegen. Da in aller Regel die meiste Lebenszeit im Job verbracht wird, ist es auf Dauer aber schwierig, hier einer als sinnlos empfundenen Tätigkeit nachzugehen.
fehlende Entwicklungsmöglichkeiten Wer frisch von der Uni oder der Berufsausbildung in den Job einsteigt, der trägt noch Euphorie und Vorfreude in sich. Alles ist noch so neu und aufregende. Mit den Jahren werden die meisten Jobs aber zur absoluten Routine. Auch das Gehirn läuft auf Sparflamme. Wenn man nicht die Möglichkeit erhält, in höhre Positionen aufzusteigen, mehr Verantwortung zu übernehmen oder immer wieder neue interessantere Projekte zu bearbeiten, wird es über kurz oder lang öde. Ein häufiger Grund für die Suche nach beruflicher Neuorientierung sind die fehlenden Etwicklungsmöglichkeiten aus Karriere- und Gehaltssicht, aber auch was die geistigen Anforderungen betrifft.
Geld Das liebe Geld ist sicherlich einer der wichtigsten und häufigsten Gründe für eine Neuorientierung. Oft wird nach dem Schulabschluss erst einmal der sichere und schnelle Weg in den Job gewählt. Das ist häufig eine Berufsausbildung. Diese stellt relativ sicher, dass nach wenigen Jahren ein festes Gehalt reinkommt. Dadurch entstehen natürlich deutliche Vorteile gegenüber jenen, die sich für ein Studium entscheiden. Eine eigene Wohung, ein Auto, regelmäßige Urlaubsreisen – das ist so schnell zu realisieren. Doch ganz ohne Studium oder mit dem unpassenden Studium kann irgendwann der Punkt kommen, an dem es mit dem Gehalt nicht mehr weiter rauf geht. In Gehaltsverhandlungen wird der Chef das fehlende Studium gern als Argument nehmen, warum er nicht mehr zahlen kann. Eine berufliche Neuorientierung über einen Master, ein Fernstudium oder andere Formen der akademischen Weiterbildung wird also oft begonnen, um die eigene finanzielle Lage langfristig zu verbessern.
Wage ich den Neuanfang durch ein Fernstudium, Master…?
Ein völliger Neuanfang bedeutet quasi, dass man nicht weiter im bisherigen Tätigkeitsfeld, der bisherigen Branche usw. arbeiten will. Alles Renommee, alle Erfahrungen, die über die Jahre aufgebaut wurden, sind also für die Katz. Man fängt wieder bei 0 an und muss höchstwahrscheinlich mit viel jüngeren und sehr dynamischen Arbeitnehmern um mögliche Jobs konkurrieren. Eine finanzielle Verbesserung ist durch einen beruflichen Neuanfang nicht immer zu erwarten. Das Gehalt richtet sich in den meisten Fällen stark an den zurückliegenden Erfahrungen aus und die fallen nun komplett weg. Anders ist das natürlich, wenn man aus einer Branche mit relativ niedrigen Löhnen den Sprung in eine besser bezahlte Stelle schafft.
Ob sich das Wagnis lohnt, über den anspruchsvollen Weg einer akademischen Weiterbildung den beruflichen Neuanfang zu schaffen, muss also immer individuell entschieden werden. Wer finanzielle Verbesserung sucht, der sollte sich vorab gut über die Durchschnittsgehälter im neuen Tätigkeitsbereich (bei wenig Berufserfahrung) informieren. In aller Regel lohnt sich für die reine Verbesserung der Einkommensverhältnisse eher, eine Weiterbildung in der eigenen Branche bzw. im eigenen Tätigkeitsfeld anzustreben. So können einige der möglichen Gründe für die berufliche Neuorientierung auch befriedigend gelöst werden (z.B. Entwicklungsmöglichkeiten, Gehalt…).