Es gibt zahlreiche Methoden, um größere Mengen Stoff effektiv zu lernen. Das System mit Karteikarten hat sich dabei ebenfalls bewährt. Sicherlich muss jeder die Lernmethode finden, die für einen selbst den größten Erfolg bringt, doch Karteikarten können eine wertvolle Unterstützung bieten. Die größten Vorteile liegen dabei in der flexiblen Nutzung und in der mit der Erstellung der Karten verbundenen tiefergehenden Auseinandersetzung mit dem Stoff
Vorteile auf einen Blick:
- Stoff wird in Sinneinheiten aufgeteilt
- Komplexität wird reduziert
- Lernen wird an verschiedenen Orten ermöglicht
- Lernen kann in Alltagstätigkeiten eingebaut werden
Tiefere Auseinandersetzung mit dem Stoff
Beim effektiven Lernen ist es wichtig, erst einmal Struktur in die Massen an Stoff zu bringen. Das kann schon allein aus Motivationsgründen eine echte Hilfe sein. Wenn es sich wirklich um größere Mengen Lernstoff handelt, dann kann allein die schiere Menge schnell frustrierend wirken. Der erste Schritt muss es hier sein, Struktur reinzubringen. Das geht am besten, indem man die Inhalte nach Themen ordnet. Idealerweise werden zum Beispiel mehrfarbige Karteikarten verwendet. Rot steht für Themengebiet 1, blau für Themengebiet 2 usw.
Die grobe thematische Einteilung ist der erste Schritt. Als nächstes können die einzelnen Themegebiete in weitere Cluster unterteilt werden. Wer wirklich methodisch vorgehen möchte, der kann sich auch einen Lernplan erstellen und so nicht nur in die Themen Struktur bringen, sondern auch in das eigene Handeln.
Diese erste Bearbeitung des Stoffes ist bereits eine kognitive Auseinandersetzung, die zum Lernerfolg beiträgt. Im Gehirn werden quasi Kategorien vorgebildet, in die dann weitere Lerninhalte einsortiert werden können. Das erleichtert das Lernen spürbar. Es gibt nichts schlimmeres, als wenn Lerninhalte unstrukturiert aufgenommen werden. Das würde es deutlich erschweren, diese auch zu behalten und bei Bedarf abzurufen.
Reduzierung der Komplexität
Im ersten Schritt wurden thematische Ober- und Unterkategorien gebildet. Jetzt geht es daran, den Stoff weiter zu reduzieren. In Master und Fernstudium müssen die Inhalte oft aus der Literatur selbständig erarbeitet werden. Fertige Lernskripte gibt es manchmal auch. Meist wird von den Lerhrenden aber empfohlen, weitere Literatur hinzuzuziehen, um die Zusammenhänge wirklich zu verinnerlichen.
Die Texte müssen also gelesen werden. Das ist der nächste Schritt. Dann geht es darum, die wichtigsten Punkte zu extrahieren. Viele Lehrbücher fassen dieses Punkte am Ende eines Kapitels nochmal zusammen. Doch das ist nicht immer ausreichend. Besser ist es, selbständig die wirklich bedeutenden Fakten aus dem Text zu Fitern und in Stichpunktform zu Papier zu bringen. Das kostet natürlich viel Zeit, ist aber keinesfalls Zeitverschwendung, sondern gehört zum aktiven Bearbeiten und Verinnerlichen des Stoffes.
Jetzt kommen die Karteikarten zum Einsatz. Das bisherige Vorgehen hat den Vorteil, dass es nicht mehr nötig ist, die Bücher zum lernen zu verwenden. Dafür gibt es jetzt einen Stapel an eigenen Notizen. Idealerweise ist dieser bereits thematisch geordnet. Diese Notizen sind quasi die Basis, haben aber immer noch zu viel Komplexität. Daher werden im nächsten Schritt die Karteikarten verwendet, um zu den Unterpunkten je 3-4 kurze Stichpunkte aufzuschreiben.
Pro Karteikarte sollten dabei nicht mehr als 3 unterschiedliche thematische Bereiche aufgenommen werden. Der Sinn dieses Vorgehens liegt klar in einer weiteren Reduzierung des Stoffes. Während auf den Notizzetteln immer noch längere Stichtpunkte und vielleicht sogar ausformulierte Sätze stehen, sind es jetzt nur noch knappe Schlagwörter.
Karteikarten verwenden
Egal ob im Bus oder zwischendurch im Cafe – die Karteikarten können schnell hervorgeholt und gelesen werden. So kann das Lernen in den Alltag integriert werden. Das ist durchaus effektiv. 20 Minuten intesives Lernen zwischendurch können einen besseren Effekt erzielen, als mehrere Stunden im kleinen Kämmerchen.
Der Sinn der kurzen Stichpunkte auf den Karteikarten besteht vor allem darin, dass das Abrufen des bereits verinnerlichten Stoffes angeregt wird. Dieser wurde ja durch Komplexitätsreduzierung usw. aufgenommen und idealerweise schon verankert. Die kurzen Stichpunkte auf den Karteikarten sorgen dafür, dass er wieder abgerufen werden muss.
Der innere Monolog kann dabei wahre Wunder bewirken. Auf den Karteikarten stehen nur 2-3 Keyfacts. Diese können nun im inneren Selbstgespräch erklärt und in einen Zusammenhang gebracht werden. Wenn man dabei nicht mehr weiter kommt kann ein Blick auf die größeren Notizzettel helfen. Es kann also nicht schaden, diese auch bei sich zu führen.
Die hier vorgestellte Lernmethode eignet sich in erster Linie bei Lerninhalten, die nicht einfach nur reines Faktenwissen umfassen. Vielmehr können auf diese Weise komplexe Theorien und Zusammenhänge verinnerlicht werden. Bestenfalls erfolgt in der Prüfung (egal ob mündlich oder schriftlich) dann der freie Abruf. Wie beim Lernen mit den Karteikarten bewegt man sich auch in der Prüfung vom Grundlegenden hin zum Komplexen.
Das Lesen oder Hören der Prüfungsaufgabe würde dann im ersten Schritt dazu führen, dass die knappen Überschriften und Stichpunkte von den Karteikarten erinnert werden. Diese führen im nächsten Schritt zu dem inneren Monolog, den man idealerweise die Wochen zuvor schon dutzende Male in Bus und Bahn oder unter der Dusche geführt hat.
So werden Schritt für Schritt die Fakten und Zusammenhänge abgerufen, die für das Lösen der Aufgabe notwendig sind. Bestenfalls erinnert man sich auf dem Weg von den knappen Stichpunkten hin zu den komplexen Inhalten sogar an Passagen aus dem Lehrbuch, welches den Ausgangspunkt dargestellt hat.