Auch auf dem zweiten Bildungsweg
Im Rahmen des Zweiten Bildungswegs ist es in Deutschland möglich alle Arten von Schulabschlüssen nachzuholen. Dazu zählt auch der Realschulabschluss, traditionell bekannt unter der Bezeichnung Mittlere Reife. Im Allgemeinen wird dieser Bildungsabschluss nach dem erfolgreichen Besuch der 10. Klasse der Realschule erworben. Es gibt jedoch auch Menschen, denen dies zu Jugendzeiten aufgrund eines Schulabbruches nicht gelang.
Die Ursachen für einen Abbruch sind vielfältig. Krankheit, mangelnde Unterstützung, familiäre Probleme, die erste große Liebe oder Auseinandersetzungen mit Lehrern – all das sind mögliche Gründe. Die genauen Umstände tun jedoch im Nachhinein nichts zur Sache. Das deutsche Bildungssystem bietet jedem Menschen die Möglichkeit, diesen Abschluss nachzuholen. Das Alter spielt dabei keine Rolle, d.h., es gibt keine Altersbegrenzung.
Inhaltsverzeichnis:
Welche Vorteile ergeben sich dadurch?
Der Mittlere Schulabschluss verbessert die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Bei vielen Berufsfachschulen, die eine Berufsausbildung anbieten, gilt er als Zugangsvoraussetzung. Außerdem berechtigt er abhängig vom Bundesland zum Besuch der Fachoberschule bzw. Berufsoberschule. Dort ist unter Voraussetzung zusätzlicher beruflicher Qualifikationen der Erwerb der Fachhochschulreife möglich. Diese berechtigt zum Studium an Fachhochschulen, die einen anwendungsorientierten, an der Praxis orientierten Lehransatz vertreten.
Hinweis:
Viele entscheiden sich zusätzlich zur Nachholung des Abiturs, um im Anschluss an einer Universität zu studieren oder weil sie einen Beruf anstreben, für den das Abitur Grundvoraussetzung ist. Dazu müssen sie zunächst den Realschulabschluss nachholen, da beide Abschlüsse aufeinander aufbauen.
Welche Voraussetzungen sollte man erfüllen?
Für das Nachholen des Mittleren Schulabschlusses gibt es gewisse Voraussetzungen zu beachten. Grundvoraussetzung sind das Vorliegen eines Hauptschulabschlusses oder der erfolgreiche Abschluss der neunten Klasse (Sekundarstufe I).
Diese Voraussetzung kann entweder durch erfolgreiches Absolvieren des ersten Bildungswegs oder in vielen Bundesländern durch ein berufsvorbereitendes Jahr erfüllt werden. Die zweite Alternative ermöglicht nicht nur den Abschluss der neunten Klasse, sondern auch das Kennenlernen interessanter Berufsfelder. Dies kann den Schülern nützlich sein, da sie so erste berufliche Erfahrungen sammeln können. Außerdem kann ihnen dadurch später die Entscheidung für eine Berufsausbildung leichter fallen – ein positiver Nebeneffekt.
Hinweis:
Darüber hinaus gilt es zu beachten, dass Jugendliche und Erwachsene, den Realschulabschluss nicht direkt im Anschluss daran nachholen können. Zwischen dem Abschluss der Regelschule und dem Start der zweiten Schulausbildung muss mindestens ein Zeitraum von 1 Jahr liegen. Eine Berufsvorbereitung oder sonstige berufliche Fördermaßnahmen stellen eine sinnvolle Überbrückung dar.
Welche Alternativen gibt es?
Um die Mittlere Reife nachzuholen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Für Abgänger mit Hauptschulabschluss besteht die Möglichkeit, dieses Ziel im Zuge einer Berufsausbildung zu erreichen. Unabdingbare Voraussetzung dafür ist aber ein bestimmter Gesamtnotendurchschnitt. Da die gesetzlichen Regelungen in jedem Bundesland anders sind, ist es schwierig dazu eine Aussage von länderübergreifender Gültigkeit zu treffen. Im Erfolgsfall ist der Lernende ohne weiteren Schulbesuch zur Nachholung des Abiturs im zweiten Bildungsweg berechtigt.
Beim Besuch von Abendschulen handelt es sich um einen weiteren Weg zur Nachholung, der in allen großen Städten angeboten wird und auch für Berufstätige geeignet ist. Unterrichtsbeginn ist in den frühen Abendstunden, die Abschlussprüfung findet nach einem 1 Jahr statt. Arbeit und Lernen lassen sich auf diese Weise miteinander vereinbaren. Menschen, die tagsüber nicht berufstätig sind, steht natürlich auch der Besuch einer Tagesschule in Vollzeit offen. Die Dauer bis zur Prüfung beträgt dort ebenfalls 1 Jahr.
Hinweis:
Zu guter Letzt verbleibt noch der Besuch einer Fernschule. Diese Alternative bietet eine große Flexibilität. Das Fernstudium ermöglicht die individuelle Anpassung der Lernzeit, d.h., die Dauer bis zur Abschlussprüfung ist gekoppelt an die individuelle Lerngeschwindigkeit des Einzelnen. In der Regel beträgt die Dauer ca. 15 Monate, ohne das Anfallen von Extrakosten kann sich der Lernende bis zu 30 Monate seinem Studium widmen.
Das Lernen erfolgt im Selbststudium. Man kann bequem von daheim aus lernen. Das Lehrmaterial wird dem Lernenden vom Fernlehrinsititut per Post nach Hause zugesandt, der es dann selbstständig bearbeitet und ausgefüllt an das Institut zurücksendet. Mögliche Anbieter sind das Institut für Lernsysteme (ILS), die Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD), die Fernakademie für Erwachsenenbildung (FEB) und die Hamburger Akademie für Fernstudien (HAF).
Im Fall eines Fernstudiums findet die Abnahme der Abschlussprüfung nicht an der Fernschule, sondern an ausgewählten Real- oder Volkshochschulen statt. Diese Prüfungsform wird daher auch Nichtschülerprüfung genannt. Die geprüften Inhalte sind jedoch übereinstimmend mit denen der traditionellen Unterrichtsform.
Welche Kosten fallen an?
Für die beiden erstgenannten Alternativen Berufsschule und Tages- bzw. Abendschule fallen keine monatlichen Kosten an. Bei manchen Tages- und Abendschulen ist aber der Kauf von Lehrmaterialien erforderlich. Diese fallen einmalig an und liegen bei unter 150 €.
Hinweis:
Die Luxusvariante stellt ganz klar das Fernstudium dar. Die Kosten dafür liegen bei ca. 130 € / Monat. In den Kosten inbegriffen sind Lehrmaterialien, die Teilnahme an Praxisseminaren, sowie Betreuungs- und Prüfungskosten. Außerdem erhält man Zugang zum Online-Campus. Dort kann man seinen Lehrer kontaktieren, sich mit anderen Schülern austauschen und Lerngruppen bilden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit zum Hochladen von Aufgaben, die man bewerten lassen kann.
Schlussfazit
Bevor man sich für eine der drei Alternativen entscheidet, sollte man genau die Kosten abwägen. Von nicht minderer Bedeutung sind allerdings die persönlichen Lebensumstände. Für Menschen in Berufsausbildung bietet sich beispielsweise die erste Alternative an. Für Arbeitssuchende ist hingegen der Besuch einer Tagesschule zu empfehlen, während Berufstätige eine Abendschule oder ein Fernstudium bevorzugen werden.
Hinweis:
Jeder, der an einer Nachholung des Realschulabschlusses interessiert ist, muss diese Entscheidung für sich selbst treffen.
Ich danke Ihnen für diesen interessanten Artikel. Einen Abschluss nachzuholen ist sehr sinnvoll. So hat man deutlich bessere Chancen im Berufsleben. Die Auswahl an Schulen ist hier sehr groß.
Mit besten Grüßen,
Paul