Abschluss im zweiten Versuch
Wenn sich für einen Jugendlichen der Schulabschluss, aus welchen Gründen auch immer, nicht gleich verwirklichen lässt, kann das Nachholen zu einem späteren Zeitpunkt Sinn machen. Der Hauptschulabschluss beispielsweise erhöht die Chance, seine Zukunft im Wunschberuf verbringen zu können.
Inhaltsverzeichnis:
- Wie erlangt man seinen Hauptschulabschluss im 1. Bildungsweg?
- Wer profitiert von der nachträglichen Absolvierung?
- Wie kann man die Hauptschule im 2. Bildungsweg beenden?
- Wie lange dauert die Vorbereitung?
- Wie läuft die Externenprüfung ab?
- Wo findet man Anbieter?
- Wie oft im Jahr startet die Ausbildung?
- Gibt es vor der staatlichen Prüfung eine Minimal-/Maximalvorbereitungszeit?
- Wie anerkannt ist dieser Bildungsabschluss?
- Wird die Ausbildung durch öffentliche Mittel gefördert?
- Geht das auch nebenberuflich?
- Wieviel kostet es?
Wie erlangt man seinen Hauptschulabschluss im 1. Bildungsweg?
Das deutsche Bildungssystem sieht, ab dem 6. Lebensjahr, die verpflichtende Teilnahme am Unterricht vor, und zwar in Form der:
- Vollzeitschulpflicht mit Hauptschulabschluss:
- Teilzeitschulpflicht: Berufsschulpflicht im Rahmen der Lehre
Der erfolgreiche Besuch von Hauptschule, Realschule, Gymnasium oder Gesamtschule in 8 bzw. 9 Schuljahren, führt zur Berufsschulreife. Liegt der Notendurchschnitt unter 3, ist die Weiterbildung in der Oberstufe möglich. Abschluss: Abitur.
Ausbildungsziel: abgeschlossene Berufsausbildung
Wer profitiert von der nachträglichen Absolvierung?
- Junge Erwachsene, die während ihrer Vollzeitschulpflicht keinen Schulabschluss erreichen konnten.
- Jugendliche ohne Ausbildungsplatz oder Chance auf einen solchen.
- Jugendliche mit Sprachdefiziten oder Migrationshintergrund.
- Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen.
Wie kann man die Hauptschule im 2. Bildungsweg beenden?
Um den Bildungsabschluss nachzuholen, tritt man zu einer staatlichen Externenprüfung an. Mindestalter 16 Jahre. Vorbereitungszeit rund 1 Jahr. Dafür kann man Vollzeit, an Schulen oder Kollegs, aber auch nebenberuflich über Fernlehrgänge und Selbststudium seine Wissenslücken schließen. Bevor man sich auf die Suche nach einem Ausbildungsinstitut macht, sollte geklärt sein, ob man lieber alleine lernt oder in der Gruppe.
Fünf mögliche Wege zum Prüfungserfolg:
- Das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) an einer Berufsschule
- Die berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB) der Agentur für Arbeit
- Die Berufsfachschule (Existenz länderabhängig)
- Die Abendschule (mit Option auf höhere Bildungsabschlüsse)
- Der Berufsschulabschluss an sich
1. Berufsvorbereitungsjahr (BVJ): Tätigkeiten können kennengelernt werden. Möglichkeit ein Praktikum zu absolvieren, Orientierung zu finden. Lehrer unterstützen beim Nachlernen. Am Ende des Jahres verhilft die Zusatzprüfung zum Hauptschulabschluss. Kontakt muss man selbst herstellen!
2. Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB): Gedacht für Jugendliche unter 25 ohne Job, ohne Ausbildungsplatz, ohne Schulabschluss. Dauer 12 Monate. Persönliche und sprachliche Förderung, Nachschulung im IT-Bereich, Betriebspraktikum und Angebot zum Ablegen der staatlichen Abschlussprüfung. Kontakt selbst!
3. Die Berufsfachschule: Angebot mancher Bundesländer. Nach 1 Jahr Abschluss der Vollzeitschulpflicht, nach 2 Jahren bei guten Noten mittlerer Bildungsabschluss realistisch.
4. Die Abendschule: Wählbar ist Haupt-/Realschule oder Gymnasium und Tages- oder Abendunterricht. Vollzeit und tagsüber lernen, bietet sich für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz an. Dann dauert der Abschluss nur ein Jahr.
5. Die Berufsschule: tageweiser bzw. geblockter Schulunterricht während der betrieblichen Ausbildung. Voraussetzung, ein aufrechtes Lehrverhältnis. Der erfolgreiche Abschluss der Berufsschule bedeutet zugleich auch den bestandenen Hauptschulabschluss.
Wie lange dauert die Vorbereitung?
Bis zum Ablegen der Prüfung kann es, abhängig von der Bildungseinrichtung, ein bis drei Jahre dauern:
- Berufsvorbereitungsjahr: 1 Jahr Vollzeitunterricht je nach Berufsfeld
- Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme: 1 Jahr Nachschulung
- Berufsfachschule: 1 Jahr Vollzeitunterricht
- Abendschule: 1 Jahr, bei Vollzeitbesuch
- Berufsschule: mehr als 2 Jahre, je nach Ausbildungsdauer
- Fernlehrgänge: 16 Monate, mit Englisch 19 Monate
Wie läuft die Externenprüfung ab?
Ähnlich wie die Prüfung an allgemeinbildenden Schulen. Zu bestehen sind ein schriftlicher und ein mündlicher Teil in den Fächern:
- Deutsch
- Englisch
- Mathematik
- Biologie
- Chemie
- Physik
- Erdkunde
- Geschichte
- Gemeinschaftskunde/Politik
Wo findet man Anbieter?
Auskunft über die Schularten, die den Hauptschulabschluss im 2. Bildungsweg anbieten, gibt das Schulgesetz des jeweiligen Bundeslandes. Nachfragen lohnt sich auch beim Schulamt des Wohnortes. Es ist für die Prüfungsabwicklung zuständig. Anmeldefristen beachten,
• wohnortnahe Abendhaupt- und Realschulen, Gymnasien und Volkshochschulen findet man im Internet.
• Fernlehrgangsanbieter sucht man unter www.studieren-im-netz.org oder über die Zentralstelle für Fernunterricht www.zfu.de
Vier große Anbieter:
- Institut für Lernsysteme (ILS)
- Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD)
- Hamburger Akademie für Fernstudien (HAF)
- Fernakademie für Erwachsenbildung (FEB)
Wie oft im Jahr startet die Ausbildung?
- Berufsvorbereitungsjahr: Jährlich, Beginn je nach Bundesland
- Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme: Einstieg jederzeit möglich
- Berufsfachschule: jährlich
- Abendschulen: jährlich
- Berufsschule: jährlich, Anmeldung nach Abschluss des Ausbildungsvertrags
- Fernlehrgang: Start jederzeit möglich
Gibt es vor der staatlichen Prüfung eine Minimal-/Maximalvorbereitungszeit?
Selbststudium, Abendschule, Fernlehre, Berufsvorbereitungskurs, keine Variante sollte kürzer als ein Jahr dauern. Bedenkt man, dass es im 1. Bildungsweg nicht geklappt hat, weil Leistungen nicht erbracht wurden, so ist es diesmal wichtig, die prüfungsrelevanten Fächer intensiv nachzulernen. Schließlich soll das Ergebnis ja positiv sein.
Wie anerkannt ist dieser Bildungsabschluss?
Der Hauptschulabschluss ist ein Sprungbrett, sowohl für den nachfolgenden Berufsweg als auch für höhere Bildungsabschlüsse. Er gilt als Mindestanforderung für einen Ausbildungsplatz. In seltenen Fällen klappt es auch ohne. Verlassen sollte man sich darauf aber lieber nicht.
Wird die Ausbildung durch öffentliche Mittel gefördert?
Schüler, deren Eltern zu keiner finanziellen Unterstützung in der Lage sind, erhalten Hilfe über das Bundesausbildungsförderungsgesetz, dies allerdings nur bis zum Erreichen des 30. Lebensjahrs:
- BAföG für Schüler und Studenten: ab der 10. Schulstufe als Zuschuss.
- BAföG für Migranten:
- Bildungsgutschein der Bundesagentur für Arbeit
Den Höchstsatz von 587,- Euro (Stand Juni 2017) bekommt, wer einen Ausbildungsort weit entfernt von der elterlichen Wohnung gewählt hat. BAföG gibt es auch für Fernunterrichtslehrgänge.
Finanzielle Unterstützung für Asylberechtigte, anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte während ihres Schulbesuchs. Gesplittet in Zuschuss und rückzahlbares Darlehen.
Geht das auch nebenberuflich?
Abendschulen bieten, neben dem Tagesunterricht, die Variante Abendunterricht an. Anschließend an den Hauptschulabschluss können dort auch höhere Bildungsabschlüsse erworben werden. Wenn man ganztags arbeitet, sind Fernlehre oder Selbststudium ein weiterer Weg der Prüfungsvorbereitung.
Wieviel kostet es?
- öffentliche Schulen und Bildungsmaßnahmen: keine Kosten
- öffentliche Abendschule: Keine Kosten, Bücher/Unterrichtsmaterial selbst zu bezahlen
- private Abendschule: 300,- Euro/Monat, Unterrichtsmaterial enthalten
- Fernlehrgänge: Rund 100,- Euro/Monat, Unterrichtsmaterial inklusive