Promovieren mit FH-Abschluss – das Thema hat schon seit Jahrzehnten diverse Absolventen von Fachhochschulen interessiert. In Deutschland haben Fachhochschulen in aller Regel nicht das Recht, Doktortitel zu vergeben. Daher muss der Weg immer über eine Universität oder ein spezielles Institut führen. Oft werden den Absolventen Steine in den Weg geworfen, weil die Lehre an der Fachhochschule von Uni-Mitarbeitern als gering erachtet wird. Die gängige Meinung ist, dass die Befähigung zur wissenschaftlichen Arbeit nur unzureichend an Fachhochschulen übermittelt wird. Es ist auch richtig, dass an diesen Hochschulen der Praxisbezug im Vordergrund steht. Die Studenten werden hier viel näher an den späteren beuflichen Aufgaben ausgebildet. In Universitäten herrscht nach wie vor die Devise, eigenen wissenschaftlichen Nachwuchs auszubilden.
Universitätsabsolventen sind daher in der Tat sehr gut geübt im Umgang mit wissenschaftlichen Forschungsmethoden, Statistik und Auswertungstechniken. Das alles bringt auf dem freien Arbeitsmarkt vielleicht nicht so viel, ist aber eine gute Basis für eine Promotion. FH Absolventen haben diese Foschungsmethoden und Techniken oft in kleinerem Umfang vermittelt bekommen.
Zu Zeiten des FH-Diploms bedeutete diese Diskrepanz, dass ein Absolvent mühevoll einen Doktorvater an einer Uni überzeugen musste und unter Umständen die Befähigung zur wissenschaftlichen Arbeit sogar in einem Probesemester oder einer Arbeit nachweisen musste. Mit Einführung des FH Masters ist es deutlich leichter geworden, von der FH direkt in die Promotion durchzustarten.
Voraussetzungen für Promotion mit FH Master:
- erfolgreich abgeschlossener FH Master
- Note gut oder sehr gut (je nach Anforderung der gewünschten Uni)
- Studienabschluss thematisch verwandt mit Promotionsthema
- Betreuer für Promotionsvorhaben
Die Voraussetzungen können natürlich von Bundesland zu Bundesland und von Uni zu Uni weiter variieren. Auch unterschiedliche Fächer können unterschiedliche Aufnahmekriterien mit sich bringen. An manchen Unis ist der Master of Science Abschluss für eine Promotion in bestimmten Fachbereichen notwendig. Die typischen Fächer schließen an vielen Fachhochschulen aber eher mit einem Master of Engineering ab. Hier sollten die Zugangsbestimmungen also genau betrachtet werden.
Formal ist der Master an einer Fachhochschule dem Master an einer Uni völlig gleichgestellt. Der FH Absolvent kann also direkt zur Promotion zugelassen werden. Wenn die oben genannten Punkte erfüllt sind sollte dies also kein Problem sein. Aber was gehört eigentlich alles zu einer Bewerbung für die Promotion mit FH Master? Zunächst muss ein Aufnahmeantrag an die Universität gestellt werden. Dieser wird individuell geprüft. Ob Chancen auf eine Aufnahme bestehen hängt von vielen Faktoren ab und ist auch von Uni zu Uni verschieden. Viele zuständige Kommisionen lassen eine Promotion nur dann zu, wenn sie erfolgsversprechend erscheint. Auch eine Annahme unter gewissen Auflagen oder eine Rückgabe zur Überarbeitung (wie etwa Konkretisierung des Vorhabens) ist denkbar.
Eine Schwierigkeit für FH Absolventen könnte die Suche nach einem geeigneten Doktorvater für das Vorhaben sein. Dieser muss aus dem gleichen Fachgebiet kommen, die volle Zeit über die Promotion betreuen und auch sein Einverständnis dazu geben. Klare Vorteile sollte es bringen, wenn man schon vor dem ersten Gespräch ziemlich genau weiß, welches Thema man angehen möchte und wie der rote Faden so aussieht. Ein interessanter Einstieg könnte beispielsweise der Besuch einer Lehrveranstaltung des gewünschten Doktorvaters sein. Hier stehen die Chancen recht gut, dass man unkompliziert Kontakt aufbauen kann. Natürlich wird das bei Hauptseminaren nicht möglich sein, aber vielleicht hält der Professor ja auch ein Seminar im Grundstudium oder eine Vorlesung, bei der man vorbeischauen kann. Ein echter Trumpf kann auch fachliches Knowhow bzw. praktische Erfahrung sein. Hier können FH Absolventen eventuell ihren Uni Kollegen überlegen sein. Vielleicht konnte man durch das praktischer orientierte Studium ja bereits einen guten Job ergattern und hat in einem interessanten Unternehmen erste Erfahrungen sammeln können. Die sind sicherlich nicht von Nachteil, wenn es um die Suche nach einem Doktorvater geht.
Nachteile der Promotion mit FH Master
Ob es wirklich Nachteile bei der Promotion mit FH Abschluss gibt ist fraglich. Mit Sicherheit ist die Aufnahme eines Promotionsvorhabens mit etwas mehr Hürden verbunden, als bei Uni Absolventen. Dazu gehört der Fakt, dass manche Fächer an manchen Universitäten eine Promotion für FH Absolventen nur unter gewissen Auflagen ermöglichen. Auch nachteilhaft könnte sich der Unterschied zwischen den FH Fächern und den entsprechenden Fachgebieten and der Uni auswirken. Da die Fachhochschulen deutlich mehr in Richtung Praxis ausbilden gibt es auch Fächer, die es an Universitäten so nicht gibt. In einem solchen Fall stellt sich für die Aspiranten die Frage, in welchem Fach er an der Uni überhaupt promovieren kann. Beispiele für solche Fächer sind etwa Feinoptik oder Feinwerktechnik. Nicht immer gibt es eine passende Entsprechung an einer Universität. Hier hilft es nur, sich genau zu informieren, welche Promotion in welchem Fach möglich ist.